Mai 08
Musik und Theater
Finesses françaises
  • CD Les Folies françaises

 

« Folies françaises » nennt Cédric Pescia seine neue CD, und man könnte in der Tat monieren, dass da einer schon ein bisschen « verrückt » sein müsse, wenn er sich getraue, Couperin, Debussy und Messiaen auf einer CD unmittelbar nebeneinanderzustellen. Zum Glück getraute sich Pescia, denn was er hier z tage fördert, ist einmal mehr ein Kaleidoskop von klavieristischen Finessen. Das ist nicht nur phänomenal gespielt, sondern ebenso phänomenal durchdacht, vor allem auch in stilistischer Hinsicht. Fast scheint es, als könnte man im hörenden Nachvollzug etwas von der immensen Entwicklung mitkriegen, die das Klavier seit Couperins Zeiten durchgemacht hat. Zudem, was Messiaen an perlenden, glitzernden, kunstvollen Vogelklängen niederschrieb (in seinem „Catalogue d´oiseaux“), hat das nicht doch eine Beziehung zur üppig verzierten Ornamentik eines Couperin? Eine Frage, die jedenfalls plötzlich auftaucht, selbst dann, wenn beide Komponisten von völlig divergenten ästhetischen Prämissen ausgegangen sind. Eines jedenfalls ist sicher: Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre es der, dass Cédric Pescia bald einmal den ganzen Messiaen´schen  „Catalogue“ einspielen darf – diese Musik, voll von französischen Farblängen und mediterranen Düften, harrt immer noch der Entdeckung.

Werner Pfister