September 08
Piano News

Erinnern Sie sich noch an eine Einspielung der “Goldberg-Variationen” im Jahre 2004, die von einem damals vollkommen unbekannten Schweizer Pianisten Namens Cédric Pescia kam? Oder an dessen Schumann zwei Jahre später? Nun, mittlerweile hat sich dieser Pianist einen Namen erspielt und stellt unter dem Motto “Les Folies Françaises” eine Einspielung vor, die zeigt, wie er sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Es ist ein rein französisches Programm, das drei der wichtigsten Entwicklungsstufen innerhalb der französischen Klaviergeschichte beleuchtet: Couperin, Debussy und Messiaen. Und dabei hat er die Auswahl der Werke so geschickt getroffen, dass diese durchaus Bezug aufeinander nehmen. Debussys 2. Buch der “Préludes” nimmt Bezug auf die wunderbaren “Les Folies Françaises” aus den “Pièces de Clavecin” von Couperin, und Messiaen hat beide vorangegangen Komponisten rezipiert, als er seinen “Catalogue d’Oiseaux” schrieb (wovon hier am Schluss der CD Auszüge gespielt werden).

Pescia zeigt sich als extrem sensibler Pianist, der genau um die Entwicklung in diesen Jahrhunderten und ihre unterschiedlichen Klangvorstellungen weiß. Und so klingt Couperin nicht wie Debussy und dieser nicht wie Messiaen. Dies mag auch daran liegen, dass man sich die Mühe machte, zwei Flügel in unterschiedlicher Stimmung zu benutzen.

So hat man für Couperin einen Flügel in alter Stimmung aufbereitet, während die beiden anderen Komponisten auf einem Flügel moderner Stimmung gespielt werden. So vermag Pescia die Klangfarben genau dem Denken und den Anforderungen des jeweiligen Komponisten anzupassen, besticht durch eine Anschlagnuancierung, die famos ist. Minutiös leuchtet er mit Rubati, mit dem genau richtigen Zugriff auf Verzierungen bei Couperin die Besonderheiten aus. Cédric Pescia phrasiert und akzentuiert so, dass Klangfarben blumiger Art bei Debussy, von Leichtigkeit durchwirkt und zirpend bei Messiaen und majestätisch bei Couperin entstehen. Dabei hält er eine unglaubliche Transparenz aufrecht, die gerade bei Debussy besticht, auch wenn der Klang dichter wird. Technisch ist dieser junge Pianist – das zeigte er schon in den vorangegangenen Aufnahmen – über jeden Zweifel erhaben. Und so zeigt sich mit dieser CD nicht nur ein exzellenter Pianist, sondern auch einer, der weiß, wie man ein Programm geschickt aufbaut, eines, das einen nachdenklichen und intelligenten Spieler zeigt. Auf diesen Cédric Pescia muss man aufpassen, hier entwickelt sich ein grandioser Pianist.

 

Carsten Dürer