18. November 09
Dreh Punkt Kultur - Salzburg
Französische Schule

Cedric Pescia, Jahrgang 1976, ist kein pianistischer Hexenmeister, sondern ein ernsthafter Musiker, dem die Wiederbelebung des französischen Klangideals eines Alfred Cortot vorschwebt. Leichtigkeit, Eleganz und Klarheit sind ihm wichtig, keine typisch deutsche "philosophische Überfrachtung" - obwohl sich der in Berlin lebende Künstler besonders zu Bach, Beethoven und Schumann hingezogen fühlt. Den Salzburger Abend hat er allerdings mit der üblichen Mozart-Pflichtübung begonnen. Die c-Moll-Fantasie KV 475 erklang sorgfältig und betont lyrisch ausgeleuchtet, doch auch ein wenig monochrom.
Französische Eleganz ist im Wiener Saal aus akustischen Gründen gar nicht so einfach zu erzielen. Olivier Messiaens düsteres Stimmungsbild rund um den bretonischen Großen Brachvogel aus dem "Catalogue d'oiseaux" wirkte phasenweise laut und scharf, aber in sich stimmig. Die Vorzüge von Cedric Pescia zeigten sich im Fugen-Finale von Beethovens As-Dur-Sonate op. 110. "Nach und nach wieder auflebend", wie vom Komponisten vorgegeben, fein akzentuiert, gefühlvoll aber nicht gefühlsselig, klar und voll feinem Ausdruck kam dieser originelle Satz daher.
Es war eine gute Idee, nach der Pause eine Auswahl aus György Kurtägs "Jätekok" und Robert Schumanns "Davidsbündlertänze" pausenlos aneinander zu fügen. Die köstlich phantasievollen Miniaturen Kurtägs - darunter eine rein pantomimische - ergeben ebenfalls so etwas wie die Abwechslung zwischen den leidenschaftlichen Äußerungen Florestans und den träumerischen Episteln des anderen Schumann-Alter Egos Eusebius, mitunter auch beide vereinend. Cedric Pescia ließ das ungarische "kleine Gewitter" sogar gewaltig donnern, ebenso die fast rabiate "Hommage ä Tschaikowski". "Eine Blume für Nuria (sich schließend)", durchaus eine blaue Blume der Romantik, ergab die ideale Überleitung zu Schumanns intensiver Schwärmerei. Und da war sie wieder, die französische Eleganz, mit wundersam ausgebreiteten Lyrismen, wahrhaft tänzerischem Humor und immer "zart und singend". (Gottfried Franz Kasparek)