September 09
Musik und Theater
Ahnungen vom Jenseits
  • CD Beethoven

Fünf Jahre ist es her, als Cédric Pescia mit Bachs „Goldberg-Variationen“ sein viel beachtetes CD-Debüt gab. Nach einigen weiteren Aufnahmen meldet er sich nun mit Beethovens drei letzten Klaviersonaten. Auch hier überzeugt der junge Pianist in hohem Masse. Oft ist die Hinwendung Beethovens zum Lyrischen, ja geradezu Bekenntnishaften in diesen Werken betont worden, und von hier aus geht sie Pescia an - mit einem leicht dunkel getönten, singenden Klavierklang, der durch seine sonore Präsenz sofort für sich einnimmt. Im Kopfsatz der E-Dur-Sonate fasziniert das spielerische Changieren zwischen leicht gefügter Form und freier Improvisation. Den Variationensatz geht Pescia mit ruhigem Atem an und scheint sich im weiteren Verlauf immer intensiver zu verströmen. Den Beginn der As-Dur-Sonate nimmt er mit Bedacht fast wie ein Vorspiel zum ganzen Satz, und aus solcher Ruhe heraus entwickelt er eine innige, schwärmerische Stimmung. Hier wirkt alles gelöst, selbst in den Moll-Modulationen der Durchführung. Zum Höhepunkt wird der „sprechende“, bekenntnishafte langsame Satz mit seinen rezitativischen Passagen und stockenden Tonrepetition; und Pescia gelingt es sogar die einzigartige Atmosphäre dieser Musik souverän in das lichte Fugenfinale hinüberzuführen. Auch das Opus 111 wirkt unter seinen Händen wie aus einem Guss, und die ätherischen Lichtzauber in den Trillerketten zum Schluss lassen Jenseitiges ahnen.

 
Werner Pfister